GayGames Paris

Weltspiele unter der Pariser Sonne

"Bei der Hitze möchte ich aber auch nicht Volleyball in der Halle spielen"

 "Der Lauf war gestern schon um zehn Uhr, aber es war trotzdem schon tierisch heiß"

 "Beim Petanque hat die Sonne voll aufs Spielfeld gebrannt"

Manchmal hat man es als Schwimmer schon gut und man bekommt von anderen Sportlern einen neidvollen Blick zugeworfen. Für die zehnten GayGames in Paris meinte es der Wettergott mit den über Tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern aber auch besonders gut und die Stadt brannte regelrecht. Das Wettkampfbad Georges Vallerey bot während der Pariser Hundstage einen guten Schutz gegen Sonne und Hitze. Das im Nordosten der Stadt liegende  große Turnier-Hallenbad mit 50-Meter-Bahn und vielen Zuschauerrängen verfügt nämlich über ein großes Schiebedach, durch das immer frische Luft strömen konnte. Trotzdem bekamen auch die sieben Schwimmerinnen und Schwimmer von Abseitz Stuttgart genügend Sonne und Hitze ab, zum Beispiel am Eröffnungstag. Nach nur drei Stunden Anfahrt im TGV und der anschließenden Akkreditierung ging es zu einem Abseitz-Picknick im Jardin des serres d‘Auteuil. Hier konnte man es im Schatten noch gut aushalten  aber bei der folgenden Aufstellung für den Einmarsch der Nationen vor dem Jean Bouin-Stadion für die Eröffnungsfeier gab es kein Entkommen mehr vor der Sonnenglut. Nach dem Teilnehmer-Einlauf verlief die Eröffnungsfeier leider eher unbefriedigend und das große Stadion leerte sich schon während des Programms recht schnell.

Zurück zum Turnierbad: über eintausend Schwimmerinnen und Schwimmer aus 35 Ländern kämpften hier bei guten Wettkampfbedingungen um Bestzeiten und Medaillen und die Konkurrenz war enorm: bei den GayGames sind immer viele Australier, Kanadier und vor allem US-Amerikaner vertreten, die im Schnitt weitaus besser schwimmen als wir Europäer. Trotzdem gewann unser Team, bestehend aus Sandra, Roger, Schassi, Martin, Rolf, Thomas und Marius insgesamt sieben Medaillen (1 x Gold, 2 x Silber, 4 x Bronze). Wir haben uns besonders darüber gefreut, dass alle von uns bei mindestens einem Start eine persönliche Bestzeit geschwommen sind!

Wir hatten beste Voraussetzungen für den Erfolg: in den Wochen vor Paris haben wir intensiv und hart trainiert und waren dank Schassis Trainingsplänen sportlich gut vorbereitet. Außerdem waren wir in Paris alle in einer sehr großzügigen Wohnung  zwischen Gare de l’Est und Gare du Nord untergekommen, was für die Teambildung, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die gegenseitige Motivation sehr wichtig war. Und natürlich Bolo! Kohlenhydrate vor harten Turniertagen in Form von selbst gekochter Spaghetti Bolognese. Wir haben die Küche in der Wohnung  und den Supermarché um die Ecke gut genutzt.

Bis auf den ersten Tag, waren die Starts auf den Vormittag und Mittag beschränkt. Das haben wir natürlich genutzt, um nachmittags Paris und die Umgebung ausführlich zu erkunden, z.B. bei einem Ausflug ins Château Fontainebleau. Dabei sind wir als  geschichtsbewusste und kulturell interessierte Schwimmer gerne der Aufforderung der Schlossverwaltung nachgekommen, historische Szenen in einem vor der Schlosstreppe aufgestellten Rahmen nachzustellen. Eine andere Freizeitmöglichkeit bestand darin, bei anderen Sportarten, z.B. bei den Turmspringern vorbeizuschauen oder andere Abseitz-Sportler in ihren Sportstätten zu besuchen. Und wir haben uns auch wieder über das Wiedersehen mit Ute und Ulrike aus Hamburg gefreut.

Am letzten Wettkampftag gab es dann noch ein besonderes Spektakel. Neben Turmspringen und  Schwimmen gibt es ja noch zwei weitere Aquatics-Sportarten: Wasserball und Synchronschwimmen. Beide Disziplinen  konnten wir im Georges-Vallerey-Bad sehen und im Anschluss gab es dann die „Pink Flamingo“-Show. Thema der Darbietungen am und im Wasser war das Thema „French Kiss“. Die beteiligten Teams aus allen Aquatics-Sportarten boten unterhaltsame Auftritte und der abschließende Höhepunkt war der Beitrag von Paris Aquatique.

Die Feiern dürfen bei so einem Turnier natürlich auch nicht fehlen: unter vielem anderen gab es für die Wassersportler einen Apéretif im schwul-lesbischen Marais-Viertel und eine Aquatics-Party in einem Boot an der Seine, die von den Pariser Schwimmern mittels konspirativer Absprache kurzerhand in eine Underwear-Party umgemünzt wurde. Schließlich die tolle Abschlussveranstaltung im GayGames-Village vor dem Pariser Rathaus, die für die misslungene Eröffnungsveranstaltung entschädigte.

Es war toll, bei den GayGames dabei gewesen zu sein! Sie bieten eine einzigartige Möglichkeit, andere schwule bzw. lesbische Sportler aus aller Welt zu treffen, ins Gespräch zu kommen und auch mal in andere, vor allem weniger populäre Sportarten reinzuschauen. Und neben dem Sport, den Feiern und Partys und dem Erkunden der Stadt ist es natürlich auch eine politische Veranstaltung. Als Europäer wird einem mal wieder vor Augen geführt, dass viele  Sportler aus Ländern kommen,  in denen Homosexualität lange nicht so anerkannt ist wie bei uns, z.B. aus Russland, Algerien oder Ägypten. Daher ist das Motto der GayGames „All equal“ noch nicht für alle Wirklichkeit, aber eben ein Ziel, auf dessen Verwirklichung alle Sportler mit Ihrer persönlichen Teilnahme an diesen schwul-lesbischen Weltspielen einen wichtigen Beitrag leisten. Ein junger chinesischer Sportler fasste es in einem kurzen Statement so zusammen: „Ich bin schwul, ich bin ein Chinese; da fühle ich mich verpflichtet, hier zu sein“ 

Vielen Dank Paris!

MTR

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