Vom Inselbad ins Sportbad Neckarpark

Abschied nach 22 Jahren

Irgendwann war klar: im Herbst wird es losgehen. Die Vorfreude wuchs von Woche zu Woche und natürlich auch die Spannung: was wird uns erwarten? Und dann war der Tag endlich da. Wir haben uns vor dem Eingang getroffen und sind gemeinsam reingegangen. Wie bei jedem anderen Schwimmbad erfolgt der Zugang erst einmal durch die Umkleiden und die Duschräume. In der Sammelumkleide liegen leere Duschgels im Mülleimer, ein paar schwarze Socken sind achtlos in die Ecke geworfen worden und blaugestreifte Boxer-Shorts hängen herrenlos am Garderobenhaken. In der Dusche ist die Luft warm vom Wasserdampf und testosterongeschwängert durch die jungen Wasserballer, die hier nach einem harten Training ihre Muskulatur unter heißem Wasserstrahl wieder zu lockern versuchen. Und dann liegt sie vor uns: die riesige Wasserfläche des 50-Meter-Beckens, es kann endlich losgehen mit dem Schwimmen. Unsere Trainingszeit: einmal wöchentlich eine Bahn, und zwar freitags um 20:00 Uhr!

Wir befinden uns im Jahr 2000. Hier hat alles seinen Anfang genommen. Das Inselbad in Stuttgart-Untertürkheim ist die Keimzelle der Schwimmabteilung von Abseitz Stuttgart. Denn von hier aus sind wir gewachsen: erst kam freitags eine zweite Bahn dazu, dann der zweite Termin am Dienstag, ebenfalls mit zwei Bahnen. Erst in den Jahren danach folgte der Mittwochstermin im benachbarten Hallenbad Untertürkheim und danach der Samstagstermin im Hallenbad Cannstatt. Im Inselbad sind wir im Training Tausende Kilometer geschwommen, hier haben wir uns auf unzählige Turniere vorbereitet, unsere Kräfte verausgabt und waren mehr oder manchmal eben auch weniger zufrieden mit unserer Leistung. Aber wenn wir nach dem Training am Ende durch das Drehkreuz auf den Parkplatz hinausgetreten sind, haben wir jedes Mal das Gefühl gehabt, etwas jünger geworden zu sein.

Das Inselbad hat unserer Abteilung den Jahresrhytmus vorgegeben. Im Sommer fand das Training im Freien statt, nur gelegentlich verhindert durch ein Sommergewitter. Dann kam jeden Herbst eine vierwöchige Umbaupause. Dann wurde eine Traglufthalle über das 50-Meter-Becken aufgebaut, eine elastische, luftdichte Hülle, bei der über ein Gebläse ständig ein leichter Überdruck im Inneren erzeugt wurde, so dass das Bad im Winter mit beheizter Luft genutzt werden konnte. Im Frühling gab es dann wieder eine Umbaupause, dann wurde die Traglufthalle wieder abgebaut. So ging das Jahr für Jahr bis 2022. Und jedes Jahr die gleichen Fragen: hält die Hülle noch? Wie viele Flicken sind wieder dazugekommen? Denn ausgelegt ist so eine Traglufthallen-Hülle für maximal neun Jahre Auf- und Abbauen, in Untertürkheim waren es am Ende 31 Jahre!

Natürlich fiel der Abschied vom liebgewonnenen Bad sehr schwer. Nach einem sonnigen und heißen Sommer 2022 hat auch der Wettergott in der letzten Trainingswoche reichlich Tränen vergossen, und so feierten wir das Ende im Inselbad bei frischem und regnerischem Wetter, jedoch aufgeheitert durch mitgebrachtes Essen und Teelichter auf den Stufen vor dem Sportbecken.

Irgendwann war klar: im Herbst wird es losgehen. Die Vorfreude wuchs von Woche zu Woche und natürlich auch die Spannung: was wird uns erwarten? Und dann war der Tag endlich da. Wir haben uns vor dem Eingang getroffen und sind gemeinsam reingegangen. In der großzügigen Eingangshalle geht es in den ersten Stock zu den Umkleiden. Lila-braun-gestreifte Socken liegen unter der Sitzbank. Und wird der Wasserballer nach dem Training wieder seine dunkelblauen Retroshorts finden, die so einsam am Haken hängen? In der Dusche dann wieder viel heißer Dampf, aber kein Testosteron, die Wasserballer kämpfen noch im Becken. Und dann liegt sie vor uns: die riesige Wasserfläche des 50-Meter-Beckens, daneben ein zweites Becken mit 25-Metern, alles sehr modern, alles ausgelegt auf das Sportschwimmen und auf Wettkämpfe. Nachhaltigkeit und annähernde Klimaneutralität statt energieverschwendendem Heißluftgebläse, helle Beleuchtung statt dumpfem Licht, durchgehendes Training statt Umbaupausen, neueste Schwimmbadtechnik statt veraltetem Equipment, moderne Startblöcke statt den wackeligen alten. Wir haben unsere Trainingszeiten Dienstag und Freitag mit ins Sportbad Neckarpark genommen und unseren Samstagstermin im Hallenbad Cannstatt ebenfalls.

Hier im neuen Sportbad sind wir nun bereit auf weitere, unendlich viele Trainingskilometer und unzählige Wettkampfvorbereitungen. Und natürlich werden wir uns nach dem Training jedes Mal auf den Moment freuen, wenn wir durch die große Eingangstür wieder ins Freie treten: wir fühlen uns wieder ein paar Jahre jünger!

MTR

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